Paul McCartney und Ringo Starr laden nach Liverpool ein


Liverpool (dpa) Die Ex-Beatles Sir Paul McCartney und Ringo Starr haben die Welt zum Besuch ihrer Heimatstadt Liverpool im kommenden Jahr eingeladen.
«Wir haben in Liverpool eine fantastische Serie von Veranstaltungen zu bieten, die alle in tolle Stimmung bringen werden», erklärte McCartney bei der Vorstellung des Programms der europäischen Kulturhauptstadt 2008. «Ich bin sehr stolz auf die Stadt und freue mich darauf, Euch alle willkommen heißen zu können!»
McCartney, der sich schon lange als eine Art Kulturbotschafter für die mehr als 800 Jahre alte Hafenmetropole und Heimatstadt der Beatles engagiert, wird im Juni an der Spitze eines Konzerts von Musikern aus der Stadt und Region unter dem Motto «The Liverpool Sound» stehen.
Ex-Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr wird zusammen mit Eurythmics-Star Dave Stewart die dreitätigen Eröffnungsfeiern für «Liverpool 08» vom 11. bis 13. Januar anführen.







Quelle:Szon.de
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Update:



Liverpool sonnt sich im Licht der Beatles
Ankommen am "John Lennon Airport", einchecken im Hotel "A Hard Day's Night" und dann zum gelben U-Boot am Hafen: Liverpool ist für ein Jahr Kulturhauptstadt Europas. Ringo Starr knödelt dazu die offizielle Hymne. Aber es gibt mehr zu sehen als die Hinterlassenschaften der Fab Four.

Als Paul McCartney im vergangenen Herbst bereits das Jahr 2008 für Liverpool einläutete, stellte er fest: "Kulturhauptstadt? Das klingt ein bisschen komisch. Man glaubt gar nicht, dass es so was geben könnte. Und in Liverpool schon gar nicht." Ringo Starr krakeelte immer wieder fröhlich "Liverpool!" dazwischen oder "Love & Peace!"
Die Stadt hat zwar die Beatles und die Popmusik hervorgebracht. Sie leidet seither aber auch am Schwund von Industrie und Menschen. Eine früher freudlos wirkende Millionenmetropole hat ihre Bevölkerung exakt halbiert und dabei wiederum in einen Freizeitpark verwandelt. Und sowenig Liverpool heute ohne die Beatles möglich wäre, so undenkbar sind die Beatles ohne Liverpool.

Nun ist es endlich amtlich: Mit dem Segen des EU-Rates trägt Liverpool 2008 den Titel der Kulturhauptstadt Europas. Neben Stavanger. Was hätte Paul McCartney erst als Sohn der norwegischen Ölstadt Stavanger gesagt? Was Liverpool den Beatles zu verdanken hat (und umgekehrt) zeigt sich auch in den leicht pikierten Hinweisen des offiziellen Komitees auf eine blühende Museumslandschaft jenseits der Fab Four. Oder wie das Tourismusportal "visitliverpool.de" um Cineasten wirbt: "Liverpool hat in der jüngeren Vergangenheit als Filmdouble für New York, Chicago, Dublin, Paris und Moskau gedient!"

Hinter solchem, eher provinziell wirkenden Stolz verbirgt sich aber mehr als unfreiwillige Komik. Wer hier weiter denkt, stößt auf den kulturellen Kern von Liverpool. "I sailed to sea / Then I got a job / In a factory", singt Ringo Starr in seiner Mitte Januar erscheinenden Festspielhymne "Liverpool 8". Im Buch "Anthology" berichtet Starr: "Jeder hatte einen Kamelsattel in der Ecke liegen, da in jedem zweiten Haus jemand zur See fuhr und diesen ganzen Kram mitbrachte. Das Gute daran war, dass auch Schallplatten und originelle Kleidung dabei waren." In den Fünfzigern besaßen Liverpooler Teenager durch ihre Nähe zum zentralen Militärlager der Amerikaner und zum Hafen einen nicht zu unterschätzenden Vorsprung, was Blues, Rock und Kreppsohlen betraf.
Im Pop wurden die Moden immer von der Unterschicht geprägt. John Lennon: "Nach Liverpool kamen die Iren, als ihnen die Kartoffeln ausgingen. Dort wurden Schwarze zurückgelassen, sie mussten wie Sklaven arbeiten. Wir waren eine tolle Mischung. Eine sehr arme Stadt. Aber ihre Bewohner haben Sinn für Humor, weil sie so viele Probleme haben, reißen sie immer Witze. Und wir sprechen durch die Nase. Vermutlich liegt das an den Polypen. Wir waren diejenigen, auf die die Londoner wie auf Tiere herabsahen."

Auf die "Scouser". Scouse ist ein aus Speiseresten unablässig wieder aufgekochter Eintopf. Scouse steht für den wilden Dialekt. Und Scouse beschreibt einen durch die beschriebenen Umstände gewachsenen Hang zu Offenheit, Eklektizismus und entsprechenden Eintöpfen. Die Beatles haben ihn aus Skiffle, Rock 'n' Roll und Varieté-Musik bereitet. Echo & The Bunnymen und Frankie Goes To Hollywood aus allem, was die Siebziger und Achtziger zur Verfügung stellten.

Heute musizieren Bands wie die Dead 60s, Ladytron, Black Velvets und The Coral, letztere als Schützlinge des Musikers Ian Broudie, der erklärt: "In jedem Liverpooler Pub findest du in der Jukebox alles mögliche. In London hingegen führen sie nur Songs, die momentan angesagt sind. In Liverpool hören die Leute, was sie wirklich mögen."
Broudie, an der Penny Lane geboren, feiert seinen 50. Geburtstag im Kulturstadtjahr. Seit seinem Stadionlied "Three Lions" mit den Lightning Seeds gilt er im Königreich auf fast schon beatleske Art als sakrosankt. Wie Fußball überhaupt sich an der Anfield Road in Liverpool vom rüden Zeitvertreib zum festen Teil der Popkultur entwickelt hat. Dass man im Fußballstadion singt und nicht nur Schmähungen skandiert, geht auf "You'll Never Walk Alone" von Gerry & The Pacemakers zurück.
Das Weltkriegs-Rührstück von Rogers und Hammerstein wurde in Liverpool zum Hymne, 1963. Und es wundert keinen, wenn John Peel, der einflussreichste Radio-Discjockey, ein Autogramm des Linksaußen Bill Lidell als Gegenstand rühmte, "der mir am meisten bedeutet." Peel ließ seine Tochter Florence Victoria Shankly Ravenscroft taufen. Zu Ehren des Liverpooler Trainers Bill Shankly, der den längst kaputt zitierten aber wahren Sinnspruch prägte: "Manche halten Fußball für einen Kampf um Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich versichere Ihnen, es ist weit ernster."
Weil in Liverpool alles eng zusammenhängt mit allem, wurden Gerry & The Pacemakers von Brian Epstein gemanagt. Er platzierte ihre drei Debütsongs nacheinander auf dem ersten Rang der Hitparaden. Was danach erst wieder Frankie Goes To Hollywood gelang. Die "Welthauptstadt des Pop" begründet ihre Weihen überhaupt gern mit dem Guinnessbuch-Rekord von 56 Nummer-eins-Hits, die sich an der Wall Of Fame besichtigen lassen.
Gegenüber liegt der 1984 wieder aufgebaute Cavern Club. Im Frühjahr 1960 fand darin die erste Beat-Nacht statt mit Ringo Starr als Schlagzeuger bei Rory Storm & The Hurricanes. Die Beatles lernten dort, aus Hamburg heimgekehrt, Brian Epstein kennen und das Popgeschäft. "We were number one / Man, it was fun", singt Ringo Starr in "Liverpool 8".
McCartneys Liverpool-Oratorio
Insofern hat die übertriebene Musealisierung eines nur noch halben Popquartetts in Liverpool schon wieder eine liebenswerte Note. Vom "John Lennon Airport" zum Hotel "A Hard Day's Night", vom "Beatles Story Museum" am Albert Dock zur "Magical Mystery Tour", entlang an den Geburtshäusern und Schulen, zu Strawberry Fields und Penny Lane. Ein Yellow Submarine liegt heute ebenfalls vor Anker. Die besungenen Schlaglöcher der Grafschaft Lancashire sollen vereinzelt noch zu finden sein.
Wo viel von Dienstleistung, Kultur und Kreativität die Rede ist, siedeln die Angebote auch gelegentlich am Nepp. Die Dankbarkeit der hinterbliebenen Beatles äußerte sich bereits mehrfach. Paul McCartney wendete den Abriss seiner alten Jungenschule ab und stiftete der Stadt darin das Liverpool Institute Of Performing Arts.
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1991 wünschte sich das städtische Orchester ein McCartney-Werk zum 150. Geburtstag. Es bekam das "Liverpool Oratorio", ein achtsätziges Singspiel übers Dasein kleiner Leute in der Dämmerung des Industriezeitalters. "Der Ort deiner Geburt entlässt dich nie aus der Verantwortung", erklärte Paul McCartney damals. Ringo Starr singt heute: "Liverpool, I left you / But I never let you down." 2008 hat ihre Stadt tatsächlich keinen Grund zur Klage.

Text und Bilder-Welt.de

Rekord Sensation in Australien und Amerika vor 60 Jahren

Die Plätze 1 bis 6 belegten am 27. März 1964 in den australischen Single Charts die Beatles mit:   "I Saw Her Standing There"...