Das war der wahre 5.Beatle!!!!

Photo: Keystone

Von Christoph Fellmann.

Es gibt viele, die man den fünften Beatle nennen könnte.

Doch für Paul McCartney gab es nur einen.
Sie waren vier. John, Paul, George und Ringo. Zwar probierten die Beatles, nachdem sie im Sommer 1961 aus Hamburg nach Liverpool zurückgekehrt waren, noch einen Bassisten namens Chas Newby aus. Stuart Sutcliffe, der ursprüngliche Mann am Bass, war in Hamburg bei seiner Freundin geblieben. Doch nach wenigen Konzerten wurde der Neue wieder entlassen, Paul McCartney übernahm den Bass, und der arme Chas Newby schaffte es nicht einmal in die Galerie derer, die man gelegentlich den «fünften Beatle» nennt. Und wohlgemerkt, das sind viele, über ein Dutzend.
Jimmy Nicol zum Beispiel, der 1964 für den erkrankten Ringo Starr an 17 Konzerten spielte, hat es auf die Liste geschafft. Besonders hoch gehandelt wird sein Name natürlich nicht, und auch der Nachruhm der beiden Singles, die er später mit Bands aufnahm, die The Shubdubs oder The Spotnicks hiessen, hält sich in engen Grenzen. Besser im Rennen um den virtuellen fünften Platz bei den Beatles sind da schon die zwei Musiker, die Mitglied der Band waren, bevor diese ab 1962 auf der ganzen Welt berühmt wurde: Stuart Sutcliffe natürlich, der bereits erwähnte Bassist, der die Band 1961 verliess, sowie der Schlagzeuger Pete Best, der im Sommer 1962 durch Ringo Starr ersetzt wurde, kurz nachdem die Beatles bei ihrer späteren Plattenfirma vorgespielt hatten.
Mit Halbruhm bekleckerter Name
Stuart Sutcliffe hatte keine Zeit mehr, sich über die verpasste Chance zu ärgern, er starb bald an einer Hirnblutung. Dem ersten Schlagzeuger setzte der Rausschmiss allerdings zu. Nach einem Selbstmordversuch arbeitete Best als Bäcker und auf dem Arbeitsamt von Liverpool, bevor er begann, seinen mit Halbruhm bekleckerten Namen zu nutzen: Er gründete die Pete Best Band (die bis heute CDs herausbringt), schrieb seine Autobiografie und wurde ab 1995 wenigstens finanziell versöhnt – dank der Beatles-«Anthology», auf der Best auf frühen Aufnahmen zu hören ist. Seither fliessen die Tantiemen.

Nicht einmal die Beatles selber waren sich einig, wer denn als fünfter Beatle in Frage käme. George Harrison war 1988, als seine alte Band in die «Hall of Fame» aufgenommen wurde, offenbar so aufgewühlt, dass er davon sprach, es gebe zwei «fünfte Beatles». Er meinte erstens Neil Aspinall, einen Jugendfreund der Band, der in den Sechzigern zu ihrem Fahrer, Roadmanager, gelegentlichen Mitmusiker an Tamburin oder Mundharmonika und schliesslich zum CEO ihrer Plattenfirma Apple aufgestiegen war. Und zweitens Derek Taylor, der als junger Journalist die jungen Beatles positiv besprochen hatte, so in den engeren Zirkel der Band gelangt und zu ihrem Pressechef geworden war.
Fast alle Beatles-Stücke produziert
Paul McCartney freilich hält nichts von dieser Auswahl: «Wenn es einen fünften Beatle gab, dann war das Brian Epstein», soll er gesagt haben. Tatsächlich trug der Manager der Beatles so viel zum Erfolg der Band bei, dass es neben ihm für die Auszeichnung zum «fünften Beatle» nur einen ernsthaften Konkurrenten geben kann: George Martin, den klassisch gebildeten Musiker, der im Studio unzählige musikalische Ideen beitrug und der zwischen 1962 und 1970 fast alle Beatles-Stücke produzierte.
Ähnlich bedeutend war (und ist) höchstens noch William Stuart Campbell – vorausgesetzt, man glaubt der Legende, Paul McCartney sei 1966 gestorben und durch sein Lookalike ersetzt worden. Als «fünfter Beatle» geniesst Campbell darum eine etwas makabre, letztlich aber unantastbare Ausnahmestellung. Etwas weiter hergeholt war es da, den Fussballer George Best oder den Boxer Muhammad Ali als «fünften Beatle» zu bezeichnen – allein aufgrund ihrer rebellischen Attitüde, die sie in den 60er-Jahren zu Ikonen der Populärkultur machte.
Und der «zehnte Beatle»
Das Gerede um einen «fünften Beatle» inspirierte immer wieder auch das Humorgewerbe: 1983 etwa spielte der Komiker Eddie Murphy in der amerikanischen TV-Sendung «Saturday Night Live» einen von der Geschichte vergessenen Saxofonisten, der für seine frühere Mitgliedschaft bei den Beatles eine absurde Beweiskette führt. Die britische BBC präsentierte in ihrer Comedysendung «Fist of Fun» derweil einen «Special Guest», der glaubhaft machte, bei ihm handle es sich um niemand Geringeren als den «zehnten Beatle».

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