Astrid Kirchherr verkauft ihre berühmten Fotos



Die Hamburgerin fotografierte die jungen Musiker, bevor sie Weltruhm erlangten. Sie litt darunter, dass das Interesse an ihren anderen Bildern gering war

Am 24. und 25. September kommen insgesamt 600 Aufnahmen in New York unter den Hammer
Für sie seien sie nicht die Beatles, für sie seien sie immer noch ihre engsten Freunde, sagte Astrid Kirchherr einst in einem Interview über die fünf Jungen aus Liverpool. Die Bilder, die die Hamburger Fotografin von ihnen machte, als die Musiker 1960 im Kaiserkeller in Hamburg das Fundament ihres weltweiten Ruhms legten, gingen um die Welt. Während andere, die die Beatles nicht annähernd so gut kannten wie sie, Bücher schrieben und den Bezug zu den Musik-Ikonen vermarkteten, war es um sie still geworden. Jetzt will sich die Hamburgerin von ihrem gesamten Fundus an Beatles-Bildern inklusive der Negative und Bildrechte trennen. Unter den rund 600 Aufnahmen, die am 24. und 25. September vom New Yorker Auktionshaus Guernsey's versteigert werden sollen, befinden sich weltberühmte Fotos, aber auch noch nahezu unbekannte Bilder der Beatles.
Sich von diesem Schatz zu trennen wird der 73-Jährigen nicht leichtgefallen sein, wurden ihre Freunde doch so was wie ihr fotografisches Lebensthema, auf das sie immerzu angesprochen wurde. Die "Beatles-Fotografin" wollte sie jedoch nie sein. Mitte der 60er-Jahre hörte sie auf, als Fotografin zu arbeiten. "Meine Fotos haben niemanden mehr interessiert, wenn keine Beatles drauf waren. Das habe ich nicht verkraftet." Astrid Kirchherr arbeite als Inneneinrichterin und als Stylistin, blieb der Fotografie treu, fotografierte aber nicht mehr selbst. Zuletzt lebte sie von den Tantiemen für die Fotos und von dem Verkauf von Originalabzügen.
Legendenbildungen trat sie stets entschieden entgegen. Auch die Anekdote, dass sie den Musikern die legendäre Pilzfrisur verpasste, will sie nicht für sich verbuchen. So schrieb sie vor sechs Jahren in einem Namensbeitrag: "Ich habe diese Frisur nicht erfunden. Wir waren damals inspiriert von den französischen Existenzialisten. Wir trugen Schwarz, dicke Schals, die Haare in die Stirn - und ich keine Zöpfe. Das fanden die Jungs toll." Stuart Sutcliffe, in den sie sich sofort verliebt hatte, ließ sich von ihr als Erster umfrisieren - in der Küche ihrer Eltern in Altona. "Später folgte George. John und Paul bekamen die Beatles-Frisur kurz darauf in Paris von meinem Freund, dem Fotografen Jürgen Vollmer", schrieb sie.
Ihre erste Begegnung mit den späteren Weltstars ereignete sich im Oktober 1960 im Kaiserkeller in Hamburg, wo sie die Beatles - damals noch mit Pete Best am Schlagzeug - traf. "Sie sahen einfach traumhaft aus", erzählte sie einst. Sie war Anfang 20 und arbeitete als Assistentin bei dem Hamburger Fotografen Reinhard Wolf. Die jungen Beatles mit ihren coolen Lederjacken, den Haartollen à la Marlon Brando und dem Charisma seien der Traum eines jeden Fotografen gewesen, sagte sie. Astrid Kirchherrs professionelle Aufnahmen gingen als erste Bandfotos in die Geschichte ein. Ihre glückliche Zeit mit dem Bassisten Stuart endete schicksalhaft: Am 10. April 1962 starb er im Rettungswagen in ihren Armen. Diagnose: Hirnblutung.
Über ihre Freunde spricht sie immer noch gerne Ihr gehe es dabei nicht um den Starkult, sondern darum, die Botschaften über Frieden, Glauben, Selbstfindung, die die fünf Beatles hatten, weiterzutragen. Und übrigens: Die Kamera, mit der sie vor 50 Jahren die Beatles fotografierte, eine Rolleicord, hatte sie damals für 60 Mark ins Pfandhaus gegeben. Wer das gute Stück heute wohl besitzt?

Quelle Welt online

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