Nun müssen die Beatles Windeln verkaufen



Der wertvollste Pop-Katalog aller Zeiten wurde lange sorgsam behütet. Jetzt machen Rechteinhaber Sony und der chronisch klamme Michael Jackson Kasse. Die Musik der "Fab Four" wird ab sofort für skurrile Geschäfte verwendet, die viele Fans verärgern dürfte.

Wenn Sie das nächste Mal "All You Need Is Love" hören, könnte es sich um eine Windelwerbung handeln. Die US-Firma Luvs wirbt für saubere Kinderpopos mit einer leicht abgewandelten Version des berühmten Beatles-Songs aus dem Jahr 1967: "All You Need Is Luvs".



Das Beispiel soll Schule machen. Die Firma Sony/ATV Music Publishing, der die Rechte am Beatles-Katalog gehören, will nun möglichst viele der 259 Songs für Werbezwecke vermarkten. Die Firma gehört zur Hälfte Sony Music und zur anderen Hälfte dem notorisch klammen Ex-König des Pop Michael Jackson.Bisher bekamen Firmen nur in Ausnahmefällen die Erlaubnis, Songs der Fab Four zu verwenden. "When I'm 64" etwa wurde sinnigerweise von einer Versicherungsfirma verwendet; eine US-Ladenkette verfremdete "Hello Goodbye" zu "Hello Good Buy"; Nike benutzte "Revolution" für einen Schuh, und Philips "Getting Better" für Elektronikprodukte.Mit der Luvs-Werbung wurde aber eine neue Strategie der totalen Vermarktung eingeleitet. Sony-ATV-Chef Martin Bandier findet die Luvs-Werbung "sehr geschmackvoll". Es gehe ihm darum, die Musik der Beatles einer neuen Generation bekannt zu machen - in diesem konkreten Fall "jungen Müttern, die Frühstücksfernsehen gucken".Von Geld wird nicht geredet, aber Luvs hat zur Finanzierung der Kampagne ihr Werbeetat um 20 Prozent aufgestockt. Alles, was man braucht, um die Hymne der Hippies umzufunktionieren in eine Hymne auf "Superschutz vor Auslaufen", ist also, nun ja, Geld.
Viele Beatles-Fans sind empört über die Verwendung eines kanonischen Katalogs für triviale Zwecke: "Die Beatles erwecken quasi religiöse Gefühle", meint etwa Angela Natividad, die eine werbungskritische Website betreibt. Für die Werbeleute besteht darin gerade der Reiz. "Ein Beatles-Song ist deshalb so gut für die Werbung, weil man weiß, dass ihn jeder versteht", sagt Rob Kaplan, der die Philips-Kampagne entwarf. "Es gibt wenige Dinge, die jede denkbare demografische Grenze überschreiten und trotzdem etwas Besonderes bleiben. Eigentlich nur die Beatles. Es gibt nichts Vergleichbares."
Von der neuen Freiheit im Umgang mit dem wertvollsten kulturellen Erbe der Popmusik profitieren nicht nur Werbefirmen. Hip-Hopper und Rapper wie Ja Rule, Common und Jay-Z bedienen sich verstärkt beim Beatles-Katalog. Der Cirque du Soleil gastiert erfolgreich in Las Vegas mit seiner Beatles-Show "Love". Die sechste Staffel von "American Idol", der US-Fassung von "Deutschland sucht den Superstar", endete mit einer Folge, in der alle Bewerber Beatles-Nummern sangen. Der Musical-Film "Across the Universe" dessen Plot auf Beatles-Titeln basiert, lief in den USA und Kanada äußerst erfolgreich, der Soundtrack wurde soeben für einen Grammy nominiert. Und Hollywood steht sowieso Schlange, um Beatles-Songs in künftigen Filmen zu verwenden.
"Es ist wichtig, dass die Welt diese Musik kennt", sagt Vermarkter Bandier. "Sie darf nicht für immer versteckt bleiben." Nun ja. Versteckt war sie bisher nicht gerade. Aber will man "From Me To You" als Werbejingle einer Paketfirma, "Ticket To Ride", "Day Tripper" oder "Magical Mystery Tour" bei einer Billigfluglinie, "Help!" beim ADAC, "Norwegian Wood" bei Ikea, "I Am The Walrus" bei Kurt Beck .



Quelle:Die Welt.de

Rekord Sensation in Australien und Amerika vor 60 Jahren

Die Plätze 1 bis 6 belegten am 27. März 1964 in den australischen Single Charts die Beatles mit:   "I Saw Her Standing There"...