Ich bin über 50. Ich arbeite. Das ist alles. Es gibt wirklich nicht viel zu erzählen." Als die Reporter der britischen Zeitung "The Observer" Nancy Shevell kürzlich um ein Gespräch baten, mussten sie unverrichteter Dinge wieder abziehen. Shevell redet nicht gern über ihr Privatleben. Ihr einziges Zeitungsinterview gab die New Yorker Geschäftsfrau vor neun Jahren dem " Newark Star Ledger", eine Coverstory der "Vogue" lehnte sie dankend ab. Dabei gäbe es eigentlich eine Menge zu berichten. Denn: Nancy Shevells Lebensgeschichte ist alles andere als langweilig.
1960 erblickt die Frau mit den langen, dunklen Haaren in Edison, einer Stadt im US-Bundesstaat New Jersey, das Licht der Welt. Zu dieser Zeit durchlebt ihre Heimat gerade die berüchtigte McCarthy-Ära. Schon der Verdacht, ein Kommunist zu sein, reicht aus, um vor das gefürchtete "Komitee für unamerikanische Umtriebe" gezerrt zu werden. Frauen haben in dieser Welt einen festen Platz: am Herd - oder vielleicht noch als gutaussehende Sekretärin in den verqualmten Büros der Alphamänner.
Nancy Shevell ist anders: In der Schule spielt sie im Footballteam der Frauen, zu Hause reihen sich Spielzeugtrucks neben ihre Barbies, Geschenke von Papa Myron, einem Vollblut-Speditionsunternehmer. Die väterliche Begeisterung für die rollenden Ungetüme ist ansteckend. "Während andere Kinder Enten im Park fütterten, hat mich mein Vater am Wochenende zu den Truck-Terminals mitgenommen", blickt Shevell 2002 im "Star Ledger" zurück.
Schatten der Vergangenheit
Selbst die Pubertät kann ihre Leidenschaft nicht zum Erliegen bringen. Shevell schreibt sich an der Arizona State University ein: Betriebswirtschaftslehre, Schwerpunkt Transportwesen. Sie ist die einzige Frau in ihrem Jahrgang. Trucks sind Männersache, an diesem Klischee hat sich bis heute wenig geändert. Einen Mann, den die Studentin in den Hörsälen von Arizona kennenlernt, behält sie gleich für zwei Jahrzehnte: Bruce Blakeman, heute konservativer Anwalt in New York, wird Shevells erster Ehemann. Aus der Ehe entspringt ein Sohn, der heute 19-jährige Arlen.
1983 steigt die junge Frau dann ins Familienunternehmen, der Shevell Group ein. Im Laufe der Jahre entwickelt sich die Firma, deren Geschicke Shevell seit 1986 als Vizepräsidentin mitbestimmt, prächtig. Mehrere Subunternehmen treten hinzu. Aktuell soll die Shevell Group einen jährlichen Gewinn von 400 Millionen Dollar abwerfen. Doch ein Fleck auf der Weste bleibt: Hartnäckig halten sich die Gerüchte, die Familie habe Mitte der 70er mit der Mafia zusammengearbeitet. Und bei der Übernahme des angeschlagenen Speditionsbetriebs NEMF 1988 soll der US-amerikanische Mobster-Boss Vincent Gigante seine Finger im Spiel gehabt haben. Vor Gericht werden die Betrugsvorwürfe allerdings nie verhandelt.
Wie und wann Nancy Shevell zum ersten Mal auf Paul McCartney trifft und in ihm mehr als nur einen Freund sieht, ist nicht überliefert. Sicher ist nur: Als es funkt, kennen sich Nancy und Paul bereits seit Jahrzehnten, die Wochenendhäuser ihrer Familien in den Hamptons liegen dicht beieinander. 2007 platzt dann die Bombe: Das englische Boulevardblatt "The Sun" bringt die Romanze der beiden an die Öffentlichkeit. McCartney und Shevell waren bei einem gemeinsamen Kuss beobachtet worden. Zu diesem Zeitpunkt ist Shevell bereits geschieden, McCartney auf dem besten Weg dahin.
Bekannte Journalistin als Kupplerin
Eine Schlüsselrolle bei der sich anbahnenden Liebe soll laut Informationen des "Observers" die ABC-Fernsehjournalistin Barbara Walters gespielt haben, eine Cousine zweiten Grades. Walters habe für "zufällige" Treffen der beiden auf ihren Dinnerpartys gesorgt, zitiert das Blatt einen Freund des Paares. Angeblich soll Walters ihrer Cousine auch mit Tipps zur Seite gestanden haben, wie sie sich in der Gegenwart des Musikers verhalten müsse. Darauf angesprochen, gibt sich Walters wenig auskunftsfreudig: "Nancy ist wie ein zweites Kind für mich", verrät die Journalistin der Zeitung. "Wir sind uns sehr nahe."
Was aber verbindet McCartney und Shevell, diese beiden auf den ersten Blick so unterschiedlichen Persönlichkeiten? An den Liedern, mit denen Shevells frischgebackener Ehemann seit Jahrzehnten begeistert, kann es nicht liegen. "Mit Musik will Shevell nichts zu tun haben", weiß Walters. Und auch McCartney ist alles andere als im Speditionsgeschäft zu Hause. Einen ersten Hinweis mag eine Anekdote aus dem Jahre 2008 liefern: Als Nancys älterer Bruder Jon an einer Überdosis Drogen stirbt und McCartney gleichzeitig seinen langjähriger Freund und Roadmanager Neil Aspinall an den Lungenkrebs verliert, suchen beide Trost in der Erfüllung eines gemeinsamen Traums: ein Roadtrip über die legendäre Route 66.
Zudem dürfte der Ex-Beatle nach seinem öffentlich ausgetragenen Ehe-Debakel mit Heather Millis mehr als glücklich sein, dass seine neue Frau das Rampenlicht eher scheut. Bleibt abzuwarten, ob sich die frisch gebackene Lady McCartney diesen Luxus auch in Zukunft erhalten kann. Als dritte Frau eines Ex-Beatles liegt ihr Privatleben spätestens jetzt auf dem Servierteller. Ob sie es nun will oder nicht.
Quelle:Stern.de
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