New York - Es hatte Drohungen gegen die Band aus Großbritannien gegeben. Japan, 1966. Die Beatles waren angereist, um drei Konzerte zu geben, und nun durften sie sich Tokio nicht anschauen. Die japanischen Gastgeber rieten ihnen dazu, im Hotelzimmer zu bleiben. Aber was sollten die Musiker dort machen? Um der Langeweile zu entgehen, griffen John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr zu Pinseln.
Der Bandmanager, Brian Epstein, hatte den Musikern Pinsel und Farben mit auf das Hotelzimmer gebracht, wie "The Atlantic" berichtet. Mit knalligem Gelb, Rot, Blau und Grün hielten sie auf Papier fest, was sich im Pop der sechziger und siebziger Jahre niederschlagen sollte: Psychedelisches. In die Mitte des Bildes stellten die Musiker eine Lampe, den runden Weißraum nutzten sie, um das Werk zu signieren.
Die Jungs schenkten ihr Gemälde vor dem Abflug dem Japaner Tetsusaburo Shimoyama - dem Chef des Beatles-Fanclubs von Tokio. Nach dessen Tod verkaufte Shimoyamas Frau das Bild im Jahr 1989. Der Käufer, Takao Nishino, ein erfolgreicher Plattenladenbesitzer, hängte es in sein Wohnzimmer. Drei Jahre hing "Images of a Woman" dort.
Doch ein anderer Künstler kam den Beatles in die Quere: Andy Warhol bedeutete Nishino offenbar mehr als die britischen Musiker. Denn er wollte lieber Warhols Lithographien im Wohnzimmer sehen. Außerdem erkannte Nishino: Japans heißer und feuchter Sommer tut dem Gemälde der Beatles nicht gut. Und weil Nishinos Hund der Hitze immer auswich, indem er unter das dem Bett kroch, verstaute der Kunstliebhaber auch das Beatles-Werk in einem speziellen Schutzrahmen dort unten, wie "The Atlantic" weiter schreibt.
Die Jahre verstrichen, kaum einer bekam das Gemälde zu sehen. Nishino verlieh es nur ab und zu an japanische Fernsehsender, die über das Bild berichten wollten. Vor zehn Jahren sollte es dann aber doch den Weg aus dem Schlafzimmer finden. Nishino versuchte, es auf der Internetplattform Ebay zu versteigern, was ihm allerdings nicht gelang, weil der Käufer nicht glaubwürdig war.
Jetzt aber soll das visuelle Kunstwerk zurück in die Öffentlichkeit: Das Auktionshaus Philip Weiss lässt es an diesem Freitag versteigern. Nach 46 Jahren wird es dafür das Land der aufgehenden Sonne verlassen.
Quelle:Spiegel.de
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