Vor 55 Jahren begannen die Aufnahmen für den DokuMusikfilm Let It Be.

2. bis 16. Januar wurde in den Twickenham Studios gedreht
ab dem 22 bis Ende Januar in den Apple Studios.
Am 30. Januar gaben die Beatles aud dem dem Dach von Apple ein gut 25 Minütiges Konzert was durch die Polizei vorzeitig beendet wurde.
Ab 2. Januar 1969 trafen sich die Beatles fast täglich in den Twickenham Filmstudios in London.
Der Plan ist es, ein Set von neuen Songs für ein Live-Konzert zusammenzustellen - und eine Dokumentation darüber zu drehen. Einen Monat lang werden sich die Fab Four beim Improvisieren und Songschreiben, beim Diskutieren und Streiten filmen lassen. Am Ende wird der Regisseur Michael Lindsay-Hogg 130 Stunden Filmmaterial im Kasten haben.
 Es zeigt einige der düstersten Stunden in der Geschichte der vier grandiosen Liverpooler - ein Höllenmonat, der die bekannteste und erfolgreichste Rockband jener Zeit endgültig auseinanderdriften lässt.


 In dem rund 90-minütigen Dokumentarfilm "Let It Be" ist davon später kaum etwas zu sehen.
Aus "Get Back" wurde "Let It Be":
Eine gemeinsame Session im Januar 1969 sollte die Trennung der Beatles verhindern. Stattdessen fetzten sich die Fab Four vor laufender Kamera. Die Aufnahme zogen sie später aus dem Verkehr - doch Tonmitschnitte belegen das Desaster. Aus "Get Back" wurde "Let It Be": Eine gemeinsame Session im Januar 1969 sollte die Trennung der Beatles verhindern.
Stattdessen fetzten sich die Fab Four vor laufender Kamera. Die Aufnahme zogen sie später aus dem Verkehr - doch Tonmitschnitte belegen das Desaster
.Von Benjamin Maack

Sie spielen laut. Sie spielen wild. Sie spielen hässlich. Es ist eine räudige Orgie aus rumpelnden Grooves, disharmonischen Lärmwänden und den schrillen Schreien einer Frau. Sie speit langgezogene Laute ins Mikrofon, die in Affengekreisch, Bellen, Wolfsgeheul und schließlich in langgezogene "John"-Rufe übergehen. Gitarren fiepen, ein Schlagzeug stampft, variiert wahllos die Rhythmen.

Improvisiert hier eine wild gewordene Jazzmetalband an einem wirklich schlechten Tag? Nein. Hier spielen die Beatles - oder besser: das, was an diesem Nachmittag des 10. Januar 1969 von ihnen übrig ist.

Auf unscharfen Filmaufnahmen sieht man John Lennon, wie er die Rückseite seiner elektrischen Gitarre mit der Faust traktiert, während Paul McCartney seinen Bass dichter und dichter vor den Verstärker hält. Gemeinsam erzeugen sie eine Mauer düsterer Rückkopplungen. Unterdessen donnert Ringo Starr auf die Drums ein, als wolle er sie ein für allemal kurz und klein schlagen. Und George Harrison … fehlt. Auf seinem Platz sitzt John Lennons Geliebte Yoko Ono. Sie wimmert, kreischt und kräht schräge Kakofonien in Harrisons Mikrofon.
Der Film lässt die Spannungen nur leicht erahnen - etwa als McCartney Harrison während der Proben zurechtweist. Als Paul sagt, George solle doch bitte weniger spielen, antwortet dieser genervt: "Ich spiele, was immer du willst. Und wenn du nicht willst, dass ich überhaupt etwas spiele, lass ich's ganz bleiben." An einer anderen Stelle hört man, wie der frustrierte Gitarrist seinen besserwisserischen Bandleader anfährt: "Du bist so scheiße, Alter."

Doch wie ernst die Differenzen zwischen John, Paul und George wirklich sind, erfahren die Beatles-Fans nicht in der Dokumentation, sondern erst Jahre später durch die legendären "Nagra Reels", Hunderte Rollen Tonmitschnitt aus dem Filmstudio. Denn neben den beiden Kameras lässt das Filmteam auch zwei Tonbandgeräten der Firma Nagra mitlaufen. Doch während das Filmmaterial von Apple Corps bis heute größtenteils unter Verschluss gehalten wird, gehen die über 500 Rollen Tonband schon bald nach den Aufnahmen auf wundersame Weise verloren. 
1974 schließlich erscheint unter dem Titel "Apple Sweet Trax" das erste "Nagra"-Bootleg, eine Doppel-LP mit einigen Songs aus den Sessions. Doch die Neugier der zahlreichen Beatles-Exegeten lässt sich damit nicht zähmen - im Gegenteil: 2003 bringt das Label Purple Chick den kompletten Mitschnitt der Sessions heraus - 97 Stunden, 44 Minuten und sieben Sekunden Material auf 83 CDs, unterteilt in 2187 Tracks!

Auf den "Nagra Reels" findet sich auch die irrwitzige Improvisation mit Yoko Ono - und ihr Grund. Die wilde Session folgt direkt auf die Eskalation der Streitigkeiten zwischen Lennon, McCartney und Harrison. Am 10. Januar nach der Mittagspause kehren die Vier zurück ins Studio. Offensichtlich hat es Ärger gegeben, denn George greift sich seine Gitarre, spielt einige wütende Akkorde und sagt schließlich: "Ich steig' aus der Band aus." "Wann?", fragt John. "Jetzt", antwortet George und fügt hinzu, wenn sie Ersatz suchten, könnten sie ja in einer Musikzeitschrift inserieren.
Nach der wütenden Session nimmt der Zyniker Lennon die Sache mit Galgenhumor. Als Regisseur Lindsay-Hogg fragt, wie es nun weitergehen soll, antwortet John nur: "Wir teilen Georges Instrumente auf." Die beiden anderen Beatles können darüber gar nicht lachen. Trotzdem legt er etwas später nach: "Wenn George bis Dienstag nicht zurück ist, holen wir uns Eric Clapton."

Nach einigen Tagen und diversen Zugeständnissen der anderen Bandmitglieder kehrt Harrison in die Band zurück. In der offiziellen Dokumentation fehlt diese schicksalhafte Episode. Stattdessen reiht "Let It Be" wenig inspiriert mehr oder minder harmonische Momente aneinander. John und Yoko Ono, wie sie zu Harrisons Song "I, Me, Mine" einen Walzer im Studio tanzen oder John und Paul, wie sie mit verstellten Stimmen eine rockige Version von "Two Of Us" singen.

Den Abschluss des Films bildet das grandiose "Rooftop Concert" auf dem Dach des Apple-Corps-Gebäudes in der Savile Row 3 in London. Bei diesem kurzfristig geplanten Gig am 30. Januar 1969 laufen die Beatles noch ein letztes Mal als Live-Band zur Höchstform auf - auch wenn sie nur von den wenigen Menschen gesehen werden, die auf die umliegenden Dächer gestürmt sind.

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